Von Detektivarbeit und sozialen Strukturen

Cleo hat Japanologie studiert – und Anfang des Jahres ihre Ausbildung zur Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung bei visuellverstehen abgeschlossen. Was sie an der Entwicklung begeistert und wie sie bei ihrer heutigen Arbeit von ihrem geisteswissenschaftlichen Hintergrund profitiert, erzählt Cleo in diesem Blogbeitrag.

Früh übt sich

„Als Kind hat es mir einfach Spaß gemacht zu knobeln. Und bei der Entwicklung geht es sehr viel ums Probleme lösen“, erzählt Cleo, die die Liebe zur Entwicklung begleitet, seit sie mit 13 Jahren anfing, Fanpages mit HTML zu programmieren. „Code schreiben ist ja relativ abstrakt und du musst Dinge ausprobieren, bis sie funktionieren. Am Ende öffnest du die Seite und siehst ein konkretes Ergebnis mit Bildern, Texten und den Farben und Funktionen, die du dir vorgestellt hast. Das ist eine coole Sache und bereitet mir sehr viel Freude.“

„Beim Programmieren langweile ich mich nie“

Statt Fanpages zu programmieren realisiert Cleo als Vollzeit-Entwicklerin in unserem TYPO3-Team heute verschiedenste Kund*innenprojekte. Dazu gehört auch viel Planung und Zeitmanagement. „Denn ein Web-Projekt kann auf tausend unterschiedliche Arten umgesetzt werden“, so Cleo.

Da sich Technologien wie Programmiersprachen, Browser und Frameworks stetig ändern, kann es ebenfalls passieren, dass alte Lösungen nicht mehr unterstützt werden oder effektivere Möglichkeiten entstehen, um Herausforderungen zu bewältigen. Daher müssen unsere Entwickler*innen stets über den aktuellen Stand der Dinge auf dem Laufenden sein. „Das ist ein bisschen wie Detektivarbeit“, erläutert Cleo. „Wenn etwas nicht klappt und man schließlich den Fehler findet, ist es ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Ich habe mich schon auf so mancher Arbeit gelangweilt, aber beim Programmieren langweile ich mich nie.“

Ein unkonventioneller Werdegang

Obwohl das Programmieren Cleo seit ihrer Kindheit begleitet, führte ihr beruflicher Pfad nicht auf direktem Wege zur Entwicklung. Nach dem Abitur entschied sich Cleo dafür, Japanologie zu studieren. „Das war das Beste, was mir passiert ist und hat meine Persönlichkeit, mein Denken und mein Arbeiten nachhaltig geprägt“, erklärt sie. „Ich war nie besonders gut in der Schule und dachte daher immer, ich wäre dumm. Aber an der Uni war ich dann richtig gut.“

Mit dem Bachelor in der Tasche ging es anschließend auf Jobsuche. Durch den Austausch mit einer Schulfreundin wurde Cleo wieder an ihre Begeisterung für digitale Technik erinnert. Gleichzeitig kam sie durch ihren Bruder, der ebenfalls bei visuellverstehen tätig ist, das erste Mal in Kontakt mit unserem Unternehmen. „Ich weiß noch, dass ich oft dachte: Wenn ich mal für so eine Firma arbeiten kann, wäre ich richtig happy“, erinnert sich Cleo zurück. 

Schließlich eröffnete sich die Möglichkeit, zwei Tage lang in unserer Digitalagentur zu hospitieren. Und obwohl die Ausbildungsplätze bei visuellverstehen eigentlich bereits belegt waren, setzte sich Mitgründer Malte dafür ein, Cleo ebenfalls mit an Bord zu holen. „Er sagte, wenn Frauen in die Technik wollen, muss man das unterstützen. Dafür bin ich ihm unglaublich dankbar.“

Austausch erwünscht

Um in einem Tätigkeitsfeld, in dem die meisten Kolleg*innen Männer sind, auch ein Netzwerk mit anderen Frauen aufzubauen, ist Cleo Teil von „WIDA – Women in Digital Areas.“ Die Initiative des Landes Schleswig-Holstein soll Frauen durch Workshops, Vorträge und Unternehmensbesuche in ihrem Bestreben unterstützen, mehr über digitale Berufe zu erfahren. 

„Frauen hatten historisch weniger Chancen, soziales Kapital aufzubauen. Das bedeutet, sie haben typischerweise nicht so viele Beziehungen, auf die sie in ihrem beruflichen Leben zurückgreifen können“, so Cleo. Bei WIDA treffen Frauen aus unterschiedlichen Altersgruppen und Bereichen aufeinander. „Es ist cool, sich über die Lebenserfahrungen als Frau im Beruf auszutauschen, weil man merkt, dass viele Probleme, auf die man stößt, nicht individuelle Probleme sind, sondern systemische Probleme. Alle Teilnehmerinnen sind sehr leidenschaftlich und interessiert und feiern gemeinsam Erfolge.“

Soziale Strukturen im Fokus

Auch wenn Cleo heute nicht im Bereich der Geisteswissenschaften tätig ist, hat ihr Studium einen bedeutenden Einfluss auf ihre berufliche Laufbahn gehabt. Denn an der Uni lernte Cleo nicht nur viel über die Inselnation im Pazifik, sondern schulte durch Nebenfächer in Soziologie und Philosophie auch ihr Bewusstsein für gesellschaftliche Strukturen. „Das war ein bisschen wie Therapie, weil ich meine Biografie im gesellschaftlichen und historischen Kontext viel besser verstanden habe und studieren durfte, wie sich Kulturen und Gesellschaften historisch formen. Also quasi, warum die Welt so ist, wie sie gerade ist“, erläutert unsere Entwicklerin.

Das Studium prägte nicht zuletzt Cleos Blick auf Macht und wie sich diese verteilt. Auch wurde ihre Sicht dafür geschärft, wie Menschen ausgeschlossen oder diskriminiert werden, auch wenn dies ohne böse Absicht geschieht. Sie entwickelte ein feines Gespür für die soziale Frage: Wie können wir in einer Welt zusammenleben, in der die Gleichberechtigung so weit wie möglich gewährleistet ist? Von diesem Verständnis profitiert sie auch bei ihrer Arbeit als Entwicklerin.

Für mich ist öffentliche Teilhabe ein Grundrecht. Und ich finde, als Entwicklerin ist es meine Aufgabe, dieses Recht zu ermöglichen.

Barrierefreiheit als demokratische Pflicht

Neben den Themen Datensicherheit und Datenspeicher liegt Cleo insbesondere die digitale Barrierefreiheit am Herzen. „Denn da habe ich das Gefühl, man kann noch so viel bewirken.“ Es ist ihr mit anderen Worten wichtig, dass eine Website oder Applikation für jede*n uneingeschränkt zugänglich ist. Denn nur so kann selbstbestimmte Teilhabe auch im digitalen Raum gewährt werden.

„Ob Kommunikation, Shopping oder Serien schauen: Ein großer Teil unseres Lebens spielt sich heutzutage im Internet ab. Auch werden viele politische Diskussionen online geführt, und wenn eine große Anzahl von Menschen von diesem Meinungsaustausch ausgeschlossen ist, weil man ihnen den Zugang nicht gewährt, geht das gegen meine demokratischen Werte“, erklärt Cleo. „Für mich ist öffentliche Teilhabe ein Grundrecht. Und ich finde, als Entwicklerin ist es meine Aufgabe, dieses Recht zu ermöglichen.“

Barrierefreiheit kommt allen zugute

Obwohl das Bewusstsein für die Bedeutung digitaler Barrierefreiheit stetig wächst, ist das Thema für viele Menschen im Alltag nicht präsent. Denn laut Cleo haben wenige von uns Berührungspunkte mit Behinderungen.

Als Konsequenz wird häufig argumentiert, dass es wirtschaftlich nicht sinnvoll sei, in die Barrierefreiheit des eigenen Internetauftritts zu investieren. Doch diese Schlussfolgerung ist Cleo zufolge ein Trugschluss: „Bei Barrierefreiheit wird häufig vor allem an Personen mit starken körperlichen und geistigen Einschränkungen gedacht. Manchen ist aber nicht bewusst, dass zum Beispiel auch eine Lese-Rechtschreib-Schwäche, die Folgen einer Gehirnerschütterung oder Krankheiten wie Parkinson die Nutzung einer Webpräsenz stark einschränken können. Barrierefreiheit kommt allen zugute.“ Durch klare Kontraste, einen sinnvollen Seitenaufbau und verständliche Texte wird die User Experience nämlich für sämtliche Nutzer*innen verbessert.

Eine barrierearme Website ist außerdem eine gute Investition in die Zukunft: „Barrierefreiheit hat auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun, denn barrierearme Websites sind robuster gegenüber technischen Problemen. Auch werden viele von uns im Alter Beeinträchtigungen erfahren, selbst wenn wir aktuell gesund sind.“

Eine Mitarbeiterin von visuellverstehen spielt im Wasser Frisbee.
Mitarbeitende von visuellverstehen üben sich abends am Strand im Feuerspucken.
Eine Mitarbeiterin von visuellverstehen sitzt am Computer.
Cleo beim visuellverstehen Sommerfest 2023 und am Arbeitsplatz in Flensburg.

Wünsche für die Zukunft

Auf die Frage, wo sie sich beruflich in ein paar Jahren sieht, entgegnet Cleo, dass es ihr festes Ziel sei, weiterhin auf Aspekte zu achten, denen für gewöhnlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. „Ich hoffe, dass ich eine richtig gute Entwicklerin werde und bei der Arbeit Themen einbringen kann, die leicht übersehen werden.“

Auch könnte sie sich vorstellen, irgendwann einmal eine koordinierende Position zu übernehmen und als Schnittstelle zwischen Team und Kund*in eine andere Perspektive bei der Umsetzung von Projekten einzunehmen. Denn wie Cleo erläutert: „Ich finde es toll, wenn Räume geschaffen werden, in denen alle mit ihren Fähigkeiten zusammenkommen können, um gemeinsam das beste Produkt zu entwickeln.“

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